Forschungsprozeß und -methode
Architektonisches Entwerfen als Wissensform oder Wissen durch Entwerfen
Das Projekt Intensified Density verfolgt einen practice-based Ansatz der Forschung, der Architektur – und Designdisziplinen generell – neben Natur- und Geisteswissenschaften als eine dritte Wissenskultur versteht und deren Implementierung in Forschung und Lehre anstrebt (Mareis, 2011). Der Grundgedanke geht u.a. auf Nigel Cross (designerly ways of knowing, 2006) zurück, der bereits seit den späten 1970er Jahren für Design als autonomes Wissensfeld eintritt. Als bezeichnendes Merkmal der “produzierenden Disziplinen” (making disciplines) sieht er die Konzeption und Realisierung neuer Dinge. Ähnlich künstlerischer Produktion ist ein wichtiger Aspekt architektonischen und entwerferischen Handelns die Ausrichtung auf ein “nicht wissen oder noch-nicht wissen” (Ritterman, 2011, Seite 74).
„Das Denken des Designers ist sehr viel weniger geordnet (als das eines klassischen Problemslösers), nicht aufgrund intellektueller Nachlässigkeit, sondern aufgrund der Natur der Entwurfsprobleme. […] Zu verstehen, was das Problem ist, ist das Problem.“ (Rittel, 2012)
Design untersucht aber auch die Bedeutung materieller Kulturen und erfordert Fähigkeiten in Planung, Innovation, Handeln und Herstellung, wobei Architektur- und Designwissen gleichzeitig Prozess und Produkt umfasst. Der Raum bzw. räumliche Qualitäten, ihre Produktion und die dazu notwendigen Werkzeuge und Instrumente formen solch ein Architekturwissen. Produkt und Prozess sind beides Teil dieses Wissens, unterscheiden sich jedoch (Gerber 2010).
Somit soll im Rahmen von Intensified Density auch erforscht werden welche Art von eigenem Wissen in Architekturschaffen und in die damit zusammenhängenden Prozesse eingehen und welches Wissen produziert wird. Herkömmliche Architektur- und Planungsbegriffe werden in einer erweiterten Bedeutung verstanden, und sind das Objekt der Forschung sowie gleichzeitig die Methodik der Analyse und Herangehensweise (Herz, 2006). Intensified Density strebt eine ähnlich breite Herangehensweise bezüglich der untersuchenden Orte an, die in dieser Form beispielsweise das SENSEable City Laboratory, das Forschungsprogramm des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ausübt. Hier erfolgt eine Auseinandersetzung mit Future Cities im 21. Jh. mittels verschiedenster Projekt- und Untersuchungsansätze und -größen. Dabei kooperiert das MIT mit unterschiedlichsten Städten, u.a. Rom, Kopenhagen, etc. In unserem Forschungsprojekt beziehen sich Kooperationen und Fallbeispiele allerdings auf Vorstädte und urbane Ränder unterschiedlicher Städte, allen voran die Stadt Graz, weiters Wien, Berlin, Belgrad, Neapel und Pompeji.

Als Werkzeuge bzw. Methoden sind neben dem oben genannten praxis / basierten Forschungsansatz eines interdisziplinären partizipativen Entwurfsprozesses die Abhaltung eines Symposiums und die Einbindung in die Lehre geplant.
Das Forschungsprojekt Intensified Density ist methodisch als Practice-Based Research Projekt angelegt, das den architektonischen Entwurfsprozess in den Mittelpunkt stellt. Architekturprojekte entstehen in einem vernetzten Prozess verschiedenster und vielfältiger Einflussfaktoren.
Problemstellungen in Planungsprozessen bewegen sich in einem weiten Spannungsfeld zwischen räumlichen, funktionalen und gestalterischen Aspekten, die mit vorherrschenden gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen in Einklang gebracht werden müssen. Die erforderliche Aufstellung der beteiligten AkteurInnen und die Fragestellungen sind an sich interdisziplinär.
Learning from…walking
Wir wollen uns den klassischen Architektur-Entwurfsprozess zunutze machen und in die Forschung – in ein forschendes Entwerfen und entwerferisches Forschen – übertragen, um eine möglichst ganzheitliche Betrachtung der Komplexität einer Stadt der Zukunft zu erzielen.
In diesem Sinne wird ein interdisziplinäres Kernteam anhand von konkreten Entwurfsaufgaben das Forschungsfeld bearbeiten. Parallel dazu wird ein Team die relevanten Fakten zusammenstellen und zusammen mit unseren Forschungspartner den ExpertInnen im Rahmen des Symposium am 12. Okt. 2017 präsentieren.
Diese ExpertInnen (Peers) nutzen wir als Kritiker der Thesen der durch den Entwurfsprozess entstandenen Untersuchungen, Problemstellungen und Lösungsansätze. Sowohl die Forschungsergebnisse, als auch das Feedback der ExpertInnen werden in einer Publikation zusammengeführt. Die Analyse dieser Erkenntnisse bildet den Grundstein für den Kriterienkatalog zur Nachverdichtung.
Das zusammengestellte Ergebnis unserer Sondierung und in Folge unseres Forschungsprojektes soll damit in Zukunft den Entscheidungsträgern (räumliche Entwicklungskonzept. Flächenwidmungsplan, etc.), sowie den Gestaltungsbeiräten helfen, Potentiale zu erkennen und eine vernünftige Verdichtung ihrer Kleinstädte bzw. Gemeinden zu ermöglichen.
Learning from…designing
Cross, Nigel. 2006. Designerly ways of knowing. London: Springer.
Mareis, Claudia. 2011. Design als Wissenskultur: Interferenzen zwischen Design- und Wissensdiskursen seit 1960. Bielefeld: Transcript.
Ritterman, Janet, Gerald Bast, und Jürgen Mittelstrass. 2011. Kunst und Forschung: können Künstler Forscher sein? =
Art and research : can artists be researchers? Wien: SpringerWienNewYork Seite 74.
Rittel, Horst. 2012. Die Denkweise von Designern. Hamburg: Adocs.
Gerber, Andri, Tina Unruh, and Dieter Geissbühler. 2010. Forschende Architektur. Luzern: Quart-Verl.
Herz, Manuel. 2006. Research Architecture. Aachen: Arch+ Verl.